Die alten Gelehrten des Ayurveda haben in ihren Schriften den Körper mit drei grundlegenden Begriffen definiert – Dosha, Dhatu und Mala. Diese drei Einheiten halten die Struktur und die Funktion des Körpers aufrecht.
Sie bilden die Grundlage der Physiologie und der Pathologie im Ayurveda.
Alle sieben Gewebe werden mit der verdauten Nahrung gebildet und unterhalten.
Jathar Agni, das zentrale Verdauungsfeuer (im Magen und Dünndarm), und die fünf Bhutagnis, die in der Leber lokalisiert werden, schließen die unterschiedlichen Gewebeelemente auf. Magen, Leber und Dünndarm sind also als Hauptorgane an der Bildung der Gewebe beteiligt.
Wenn das Jathar Agni stark ist, werden alle anderen Agnis ebenso stark sein und die Körpergewebe können sich aus den vorhergehenden gesund entwickeln.
Ist das Jathar Agni jedoch schwach (manda), sind die Dhatu Agnis ebenso träge, und das hat das zur Folge, dass mangelhaftes Körpergewebe gebildet wird.
Das erklärt die Bedeutung der richtigen Nahrung sowie die Notwendigkeit starker Agnis für unser Wohlbefinden.
Asthi Dhatu ist wie ein Kern des ganzen Körpers, da es für seine Struktur, Form und Unterstützung sorgt. Asthi Dhatu wird gebildet, wenn verfeinertes Medas Dhatu in das Zwischengewebe (Purisha Dhara Kala) fließt und von Asthyagni verdaut wird. Neben den Knochen und Knorpeln werden durch diesen Prozess auch die Zähne aufgebaut. Sie sind das Upadhatu (Sekundärgewebe) von Asthi.
Die Abfallprodukte (Malas) dieses Stoffwechselprozesses sind (Kopf-)Haare und Nägel.
So wie Dhātus durch die Doshas gestört werden können, so kann auch Asthi Dhatu durch Einfluss der Doshas gut oder schlecht aufgebaut werden.
Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass Vata einen seiner Hauptsitze in den Knochen hat – und erhöhtes Vata schon deshalb den Aufbau des Knochengewebes besonders stören kann. Wenn Vata über die Lebenszeit ansteigt, dann wird das Knochengewebe weniger, die Zähne fallen aus, die Haare werden dünner, die Nägel wachsen nicht mehr so schnell.
Die Gesundheit des Asthi Dhatus kann nicht direkt beurteilt werden (außer durch Röntgen). Ayurveda beurteilt seine Qualität über die Upadhātus und die Produktion seiner Malas. Durch die Untersuchung von Haaren, Nägeln und Zähnen können wir auf den Zustand des Asthi Dhatus schließen.
Bei starkem Asthi Dhatu ist das Haar dicht und voll. Darüber hinaus sind die Nägel dick und die Zähne groß, gerade und weiß. Dies sind die Anzeichen bei hohem Kapha-Dosha im Asthi Dhātu.Wenn das Asthi Dhātu mangelhaft ist, werden die Haare spärlich. Der Haarausfall kann die gesamte Kopfhaut betreffen oder fleckförmig verteilt sein.
Darüber hinaus werden die Nägel brüchig und dünn. Die Zähne erscheinen schief oder werden dunkler (grauer) als gewöhnlich.
Traumatische, muskulo-skelettale Verletzungen, die zu Knochenverlust (Bhagna) führen, können auch die Produktion des Upadhatus und der Malas beeinträchtigen.
Asthi Dhatu ist mehr als nur das strukturelle Gewebe des Körpers. Auf psychologischer Ebene ist es das, was es den Menschen ermöglicht, in der Welt für sich selbst einzustehen. Die Statur eines Menschen ist nicht nur eine Funktion der Größe, sondern der Qualität. Wenn Asthi Dhatu schwach ist, vermindert sich auch die Fähigkeit, angesichts von Widrigkeiten standhaft zu bleiben. Die Fähigkeit, unerschütterlich in seinen Überzeugungen zu sein, ein gesundes Vertrauen in die eigenen Ideen, Entscheidungen und Überzeugungen zu haben, ist auch eine Funktion von Asthi Dhatu.
Wenn das Asthi Dhatu zunimmt und übermäßig wird, nehmen die Qualitäten des Erdelements zu und eine Person wird übermäßig anhänglich, hinderlich und stur. Es wird für sie schwierig, sich zu bewegen oder die Richtung zu wechseln.
Wenn Probleme mit Haaren und Nägeln auftauchen, ist es also wichtig, Asthi Dhatu näher zu betrachten.
Diejenigen, die eher eine Vata-Konstitution haben, neigen von Natur aus zu einem geringeren Asthi Dhātu und sind am anfälligsten für Krankheiten von Zähnen, Haaren und Nägeln.
Für Menschen mit einer Pitta-Natur ist es wichtig, die Qualität des Feuerelements zu verringern, um nicht die Dhātus zu „verbrennen“ und dabei auch die Malas zu verringern. Deswegen empfiehlt ihnen Ayurveda eine eher kühle Ernährung ohne scharfe Gewürze und gekochte Öle. Kühlende Nahrungsmittel, die auch das Asthi dhātu nähren, wie Vollmilch, Weizen und andere Körner und Bohnen (sofern sie gut verdaut werden und sich keine Blähungen bilden) sind dann empfehlenswert.
Bewegung erhöht das Asthi Agni und unterstützt die Bildung von hochwertigem Knochengewebe. Eine richtig konzipierte Yogapraxis kann alle Gelenke des Körpers angemessen belasten und das Asthi Dhatu stärken, während sie gleichzeitig die zusätzlichen Vorteile einer tiefen Entspannung und Achtsamkeit bietet.
Mehrere Kräuter sind hilfreich bei der Behandlung von Knochenschwäche (Osteoporose) und unterstützen die Heilung von Knochenbrüchen. Diese Zustände sind meist auf eine Vata-Störung zurückzuführen. Beinwell, Haferstroh und Amalaki sind hervorragend geeignet, die Knochen aufzubauen. Beinwell wird seit langem zur Unterstützung bei Frakturen verwendet. Er ist kühlend und feucht und gleicht Vata- und Pitta-Dosha aus. Haferstroh ist ein kühles Tonikum, das ebenfalls Vata und Pitta balanziert und nachweislich das Knochenwachstum anregt. Amalaki wird traditionell auch zur Unterstützung der Knochenentwicklung verwendet. Bhringaraj ist ein wichtiges Kraut, das sowohl zur Tonisierung der Knochen als auch zur Entschlackung verwendet werden kann. Es ist besonders vorteilhaft für das Pitta-Dosha. Guggul und Kutki sind zwei Kräuter, die spezifisch für die Reinigung der Knochen und am besten für die Behandlung von Kapha-Dosha im Asthi-Dhatu sind.
Empfohlene Heilkräuter für guten Haarwuchs und glänzende Nägel sind: Kokosnuss in jeder Form, Curcuma, Bringaraja, Guduci, Amalaki und Methi.
Sesamöl und Kokosnussöl, mediziniert mit diesen Pflanzendekokten, sind in Indien lang erprobte wirksame Mittel für schöne Haare.
„Wer regelmäßig seinen Kopf mit Sesamöl behandelt, leidet nicht an Kopfschmerz, Haarausfall und vorzeitigem Ergrauen der Haare. Der Kopf und die Stirn werden gestärkt. Das Haar ist schwarz, lang, mit tiefer Wurzel. Die Sinnesorgane funktionieren gut, der Teint ist strahlend. Indem man Sesamöl auf den Kopf massiert, fördert man gesunden Schlaf und Glücklichsein.“
Charaka Samhita, Sutra 5, 81-83